Stories von unterwegs - Albin Zaininger [more]

für Viola Solo, Bläser, Kontrabass und Schlagwerk


Partitur und MP3
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1. Mahtsara - und dann?
2. Wer möchte nicht ein Yogi sein?
3. Tavoy, 21h37

 

  

Byron war unbestritten der größte aller Storyschreiber von unterwegs.  Childe Harold, "... ein Freund unheilger Lust und Schwärmerei, 

der nichts nach andern Erdendingen fragte,  als lockren Frauen, üpp'ger Kumpanei,  und flotter Bruderschaft, wie niedrig auch sie sei ..." 

ist nach bald 200 Jahren nach wie vor das Maß aller Last-minute-Kunden. 

Harold, in der Erzählung zum Kämpfer für wahre Werte geläutert, lässt am Ende sein Leben im griechischen Freiheitskampf von 1824 auf Seite der Hellenen, nicht aber ohne vorher die Gastfreundschaft des türkischen Militärkonsuls reichlichst ausgeweidet zu haben. 

  

Wer sich heute solchem Abenteurertum verschreibt, muss sich schon bis an die letzten Seiten des Neckermannkatalogs durcharbeiten, wo die Spezialreisen stehen. Pinguinfüttern in der Antarktis, „Auf allen Vieren durch malaiische Mangroven", oder 

eine Spritztour durch die Sahara. 

Die Nähe der dortigen islamischen Soldateska hat aber einen hohen Preis. Jeeps müssen ein 40-tägiges Fasten über sich ergehen lassen und oft ist auch noch mit Spielverderbern aus der heimischen Politszene zu rechnen: 

Eine Gruppe österreichischer und deutscher Touristen hatte es schon weit in die  Verschollenheit geschafft, als jemand, der auch gerne unterwegs ist, aber nicht mitgenommen wurde, nämlich die österreichische Außenministerin, im rosaroten Kampfanzug dem algerischen Ministerpräsidenten ein vorzeitiges Ende der bunten Fahrt abtrotzte: 

Schad' drum', was so schön begann in Mahtsara,  und dann? 

Es gibt aber noch andere Reisewege, die zwar nicht direkt zu den Krokodilen führen, aber gesät sind mit den Fallstricken menschlichen Denkens. Man entsage dem Friseur, graduiiere mit einem Reiki-Schnellkurs zum Geistermeister oder kaufe sich ein paar Räucherstäbchen und suche sich einen Lehrer, ob in Rama Pradesh oder bei der Sekte gleich um die Ecke, und fertig ist der Yogi. 

Raga, Krishna, hare, hare, 

Erleuchtete hab'n Rastahaare, 

stehen über Raum und Zeit, 

der Buddha lächelt,  - und verzeiht. 

  

Wie herrlich schlicht, solch einfache Jamben, im Vergleich zu Byrons Spencer-Stanzen! 

Und so ähnlich, halt mit vertauschten Silben, wird der vollzählige Kegelverein aus Pappenheim gegröhlt haben, im Jumbo, bound for Bankok, in Vorfreude auf die Schönheiten des Landes. 

Im Rotlichtviertel Tavoy waren sie zum letzten Mal gesehen und als ihre Gesänge im Krawall, die Farben der wehenden Seidenhemden im Meer der Leuchtreklamen untergingen, schlug es genau 21:37. 

Reiner Zufall  wie auch jede Ähnlichkeit mit anderen Stories von unterwegs. 

(Peter Langgartner)