Rise and Fall - Thomas Murauer  
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für Blasorchester/for Concert Band

Grade 4

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Full Set: € 140.-
Partitur/Score only: € 25.-

 

 

 

 

„Rise and Fall“

Suite in 4 Sätzen - 09:50 Minuten 

„Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.“ (Richard von Weizsäcker)

Es sind die vielen historischen, traditionsreichen Momente, politisch wertvollen Entscheidungen aber auch Irrtümer und menschlichen Erfahrungen der Vergangenheit, die Österreich, Europa und seine Menschen geprägt und zu dem gemacht haben, was wir heute sind und was wir wohl in zukünftigen Jahren sein werden. 2014 bedeutet „100 Jahre Attentat Sarajevo“ und der damit verbundene Weg in den Ersten Weltkrieg, der auch heute noch als Meilenstein in der Geschichte Europas gilt. 2014 wird somit für viele ein Jahr der Erinnerungen an den Beginn einer Zeit, die von politischen Wirren, unkontrollierter Macht, zwei Weltkriegen, unsagbarem menschlichem Leid aber auch einer ungebrochenen, nachahmungswerten Hoffnung auf eine bessere, friedlichere Zukunft geprägt war. 2014 ist das Jetzt, welches durch das stete Erinnern an die letzten hundert Jahre und das Ertragen und Wirken vieler Menschen zu dem geworden ist, was es heute ist. Ein Land, das Teil eines großen Europas ist und dankbar, aber sich gleichzeitig auch stets mahnend seiner Geschichte bewusst ist. Eine Geschichte, die auch heute, in Zeiten neu aufflammenden Rechtsradikalismus, niemals vergessen werden sollte. Dieses Werk sei der Erinnerung an die Vergangenheit und Hoffnung für die Zukunft gewidmet.

1.Satz - „Forgotten Empire“ - 2:20 Minuten

Vergessen scheint das einstige große Kaiserreich mit seinen populären und weniger populären Regenten und Regentinnen. Die Habsburger Monarchie - eine Dynastie voller Prunk, Stolz und Macht, welche schließlich zusammenbricht und zu Krisen, Ängsten bis hin zum völligen Identitätsverlust Österreichs führt.

"Forgotten Empire" beginnt mit einem patriotischen, militärischen Trompetensolo, gefolgt von einer Blechfanfare im 4/4 Takt, welche den Zuhörer/die Zuhörerin an das alte Kaiserreich, eine Zeit voll Prunk und Macht erinnern soll.

Der zweite Teil des Satzes richtet sich an die Krisen nach der Dynastie, wobei hier am Anfang der Schwerpunkt auf den Holzbläsern liegt, während wenig später Blechbläser Angst und Ratlosigkeit durch einen schweren, melancholischen Bläser-Satz verkörpern. 

2.Satz - „Lost Identity“ - 2:35 Minuten

Der Zweite Weltkrieg.

50 Millionen Menschen sterben aufgrund ihrer Rasse, Einstellung oder Herkunft. Österreich kämpft nicht nur auf militärischer, sondern vor allem auch auf menschlicher Ebene in einer Zeit, die geprägt ist von Angst, Verlust, Hass, Kampf um Ehre, Ruhm, Macht, Überleben und unsagbarer Unmenschlichkeit. Kaum ein anderes historisches Ereignis hat wohl je gezeigt, was Hass aus uns Menschen machen kann.

Zurück bleiben Eltern, die bedankt werden, weil sie ihre Kinder für ihr Vaterland geopfert haben, Kinder, die heimatlos und verzweifelt nach ihren im Krieg vermissten Vätern suchen, ein Volk, das seine Identität verloren hat. Zurück bleiben aber auch Helden, die Kameradschaft lebten und für ihre Familien und ihr Vaterland ihre Leben gaben, um bis heute unvergessen zu bleiben.

Eben dieser Spagat zwischen Heldentum und verlorener Identität wird ausgedrückt im berühmten Brief von Abraham Lincoln an Mrs. Bixby, einer Mutter von 5 Söhnen, von denen zum Zeitpunkt der Entstehung des Schreibens angenommen wurde, sie seien alle während des Sezessionskrieges gefallen.

„Sehr verehrte Dame, aus den Akten des Kriegsministeriums wurde mir die Mitteilung des Generaladjutanten von Massachusetts vorgelegt, nach der Sie die Mutter von fünf Söhnen sind, die ruhmreich auf dem Schlachtfeld gefallen sind. Ich kann erahnen, wie schwach und vergeblich ein jedes meiner Worte sein muss, deren Absicht es ist, Ihnen über den Schmerz eines so überwältigenden Verlustes hinweghelfen zu wollen. Ich kann jedoch nicht umhin, Ihnen als Trost den Dank der Republik, für deren Rettung sie ihr Leben gaben, auszusprechen.

Ich bete dafür, dass unser Himmlischer Vater die Qualen Ihres schmerzlichen Verlustes lindern möge und dass er Ihnen das eherne Andenken Ihrer lieben Verstorbenen lasse sowie Ihren heiligen Stolz, ein so großes Opfer auf dem Altar der Freiheit gebracht zu haben.

Hochachtungsvoll, Ihr sehr ergebener A. Lincoln“

„Lost Identity“ ist der 2. Satz dieser Suite und wurde in einem sehr langsamen 6/8 Takt in A-Moll komponiert. Das Musikstück ist durch eine sehr gefühlvolle, melancholische Melodie geprägt, wobei größter Wert auf die Interpretation, Phrasierung und die damit verbundene Dynamik zu legen ist. 

3. Satz - „Russia, France, Great Britain, America“ - 2:30 Minuten

Der Krieg ist vorbei und Österreich in 4 Teile aufgeteilt:

Sowjetische Truppen besetzen das Burgenland, Niederösterreich, Oberösterreich nördlich der Donau und östlich der Enns, während US-Truppen Oberösterreich südlich der Donau und westlich der Enns, Salzburg und das steirische Salzkammergut besetzen. Die Briten besetzen Kärnten, Osttirol und die Steiermark mit Ausnahme des Salzkammergutes, Frankreich Nordtirol und Vorarlberg.

Der dritte Satz beschäftigt sich mit diesen 4 Besatzungsmächten und spiegelt die verschiedenen musikalischen Einflüsse eben dieser wieder. Zu Beginn spiegelt ein robustes Posaunen-Solo, gefolgt von einem Klarinetten-Duett die

russische Seele mit ihrer sehr persönlichen Einstellung zu Kameradschaft und Geselligkeit wieder. Begleitet werden die Solisten von Tuba und einem Saxophon-Satz, welcher ein Akkordeon imitieren soll.

„L’amour“ - ein Walzer, in welchem ein Bariton mit Begleitung den Zuhörer/ die Zuhörerin in die Stadt der Liebe entführt.

„God save the Queen“ ist das Credo des nächsten Teiles und richtet sich an die dritte Besatzungsmacht - Großbritannien. Stolz und Adel prägen diesen Teil, welcher durch eine Fanfare eingeleitet und schließlich von einer Oboen-Melodie und einer Holz- und Blechbläser-Begleitung fortgesetzt wird.

Die AmerikanerInnen sind da, und somit hält auch der amerikanische Musikstil Einzug in das europäische Musikgeschehen, welches fortan sehr stark von diesem geprägt sein wird. Der letzte Teil dieses Satzes ist ganz dem Swing verschrieben und somit im klassischen Big Band Stil verarbeitet und realisiert worden. 


4. Satz - „Peace and Hope“ - 2:30 Minuten

„Österreich ist frei!“ und somit die Hoffnung für eine neue Zukunft, eine neue Identität Österreichs gewährt. Das kleine Land im Herzen Europas mit seiner unglaublich schönen Landschaft, Vielfalt, Zukunftsorientiertheit und Diplomatie avanciert zur Dreh- und Angelscheibe in der Europäischen Union. Ein Bund, in welchem Gemeinschaft und Friede frei von Vorurteilen die wichtigsten Rollen spielen.

Das Stück beginnt mit einem kurzen Querflöten-Solo, gefolgt von einer hoffnungsvollen Melodie, welche Tutti von den Holzbläsern interpretiert wird und schließlich souverän mit den Blechbläsern zusätzlich verstärkt wird. Es folgt ein Zwischenteil, in dem eine Stimmung von Ängstlichkeit und Bescheidenheit Überhand nimmt, welche jedoch im Finale und schließlich durch das kurze Anklingen von „Freude schöner Götterfunken“ in ein hoffnungsvolles Ende verwandelt wird.

Wir dürfen gespannt auf das nächste Kapitel unserer Geschichte blicken.

In diesem Sinne - Lassen wir die universellste und toleranteste aller Sprachen zu Wort kommen - die Musik.